19
Okt
2022
Stromunfälle vermeiden - Tipps vom Experten

Stromunfälle durch ungeeignete Spannungsprüftechnik vermeiden!

89,4 % der Stromunfälle ereignen sich im Niederspannungsbereich. Hiervon entfallen alleine rund 35 % auf die Punkte „Spannungsfrei schalten“ und „Spannungsfreiheit feststellen“. (Quelle: BG ETEM). Ursächlich ist hier leider immer noch oft die Nutzung hierfür ungeeigneter Prüfgeräte, allgemein bekannt als klassische „Phasenprüfer“.

Unbeschadet der weiterhin gültigen Vorschrift, dass die Spannungsfreiheit mit einem zweipoligen Spannungsprüfer festzustellen ist, bieten moderne kontaktlose Spannungsprüfer eine weitaus höhere Sicherheit und Zuverlässigkeit als die althergebrachten Phasenprüfer.

Warum man besser die Finger von klassischen Phasenprüfern lassen sollte:
Deren Funktions-Prinzip stammt aus den 30er-Jahren und beruht darauf, mit der metallischen Klinge den spannungs-führenden Leiter zu berühren. Durch den Körper des Anwenders fließt dann über einen Vorwiderstand ein gewisser Strom, welcher die im Griffstück eingebaute Glimmlampe zum Aufleuchten bringt.

Dieses simple Messprinzip weist allerdings leider gleich mehrere signifikante Nachteile auf. Der größte und zugleich gefährlichste davon ist sicherlich der Umstand, dass der Anwender selbst einigermaßen gut geerdet sein muss, damit überhaupt ein ausreichender Stromfluss und damit ein tatsächlich erkennbares Aufleuchten der Glimmlampe stattfinden kann.

Steht der Anwender hingegen elektrisch gut isoliert, so reicht der Stromfluss im Regelfall kaum aus, um die Glimmlampe zum Leuchten zu bringen. Die Folge: Trotz vorhandener Spannung wird fälschlicherweise von Spannungsfreiheit ausgegangen; ein Stromunfall ist damit praktisch vorprogrammiert!

Konventionelle Phasenprüfer sind ungeeignet für feuchte Umgebungen und nicht geerdete IT-Netze.
Bedingt durch den technischen Aufbau dürfen Phasenprüfer aus Sicherheitsgründen ausschließlich in trockenen Umgebungen eingesetzt werden. Ansonsten droht Unfallgefahr durch eingedrungene Feuchtigkeit. Hat man es mit einem nicht betriebsmäßig geerdeten Stromnetz zu tun, so versagt der Phasenprüfer überdies vollständig.

Arbeitgeber müssen ihren Mitarbeitern geeignete und sichere Ausrüstung zur Verfügung zu stellen.
Neben den genannten technischen Unzulänglichkeiten der längst nicht mehr zeitgemäßen „Phasenprüfer“ dürften sich auch Haftungsprobleme einstellen, wenn es aufgrund ungeeigneter Werkzeuge und Messgeräte zu Sach- oder gar Personenschäden kommt.

Moderne berührungslose Spannungsprüfer arbeiten weitaus zuverlässiger und sicherer!
Bereits seit längerer Zeit gibt es erheblich bessere Alternativen zum klassischen Phasenprüfer, nämlich einpolige kontaktlose Spannungsprüfer, oft auch als „NCV-Tester“ bezeichnet. Diese Spannungsprüfer benötigen keinen direkten elektrischen Kontakt mehr zum spannungsführenden Leiter, sondern detektieren elektrische Wechselfelder kontaktlos über eine elektronische Sensorik.

Wird eine spannungsführende Leitung erkannt, so signalisieren sie dies eindeutig optisch über ein helles LED-Signal und optional akustisch mittels Signalgeber. Da ein direkter Kontakt zum Leiter nicht mehr erforderlich ist, können problemlos auch isolierte Leitungen und Kabel geprüft werden. Das ist zum Beispiel dann besonders hilfreich, wenn es gilt, einen Leiterbruch aufzuspüren. Ein einfaches Entlangführen des Spannungsprüfers entlang der aktiven Leitung reicht hierzu aus: In dem Moment, in dem das Signal endet, liegt die elektrische Unterbrechung unmittelbar im Bereich der Prüfspitze.

Die Bedienung eines kontaktlosen Spannungsprüfers gestaltet sich dabei denkbar einfach und lässt im Grunde keinen Raum für Fehlbedienungen. Beim Einschalten mittels Tastendruck durchläuft der NCV-Tester eine kurze Eigendiagnose und der akustische Signalgeber wird kurz angesteuert, um dessen Funktion prüfen zu können. Die Leuchtanzeige signalisiert dabei dass der Spannungsprüfer aktiv ist. Vor Arbeitsbeginn sollte der Tester stets kurz an eine spannungsführende Leitung gehalten werden um sicher zu gehen, dass er korrekt arbeitet.

Je nach Hersteller und Ausführung variieren einzelne Leistungsmerkmale kontaktloser Spannungsprüfer.
Basismodelle bieten dabei nur eine reine Grundfunktionalität - sie leuchten und piepsen, wenn sie in die Nähe einer spannungsführenden Leitung gehalten werden. Deutlich komfortabler sind Spannungsprüfer von Klein Tools, welche über zwei schaltbare Empfindlichkeitsbereiche verfügen. Sie detektieren einerseits bereits Wechselspannungen ab 12 Volt AC, erlauben andererseits aber auch eine bessere Zuordnung einzelner Leiter, wenn sich noch andere Leitungen in der Nähe befinden.

Besonders praktisch sind Ausführungen, welche zusätzlich die Stärke des elektromagnetischen Wechselfelds über variierende Licht- und Tonsignale umsetzen. So wird sowohl ein rasches Auffinden als auch das exakte Zuordnen spannungsführender Leiter signifikant erleichtert. Eine zuschaltbare Taschenlampen Funktion macht das Arbeiten in schlecht beleuchteten Umgebungen einfacher und sicherer, das Mitführen einer zusätzlichen Lichtquelle entfällt.

Höherwertige Modelle bieten weitere Zusatzfunktionen.
So sind zwischenzeitlich Ausführungen am Markt erhältlich, welche ein Laser-Distanzmessgerät beziehungsweise ein kontaktloses Infrarot-Thermometer im kompakten Gehäuse eines Spannungsprüfers integrieren. Damit wird es in vielen Fällen unnötig, diese bei Elektrofachkräften recht oft benötigten Messgeräte separat anzuschaffen und fortlaufend mitzuführen.

Bei sämtlichen Messungen ergibt sich darüber hinaus der Vorteil, dass die Konstruktionsweise kontaktloser Spannungsprüfer Unfälle und Schäden vermeiden hilft. Ihr Gehäuse besteht vollständig aus nichtleitendem Material, versehentliche Kurzschlüsse und Störlicht-Bögen können mit ihnen daher prinzipiell nicht ausgelöst werden.

Ebenso gewährleistet eine hohe Messkategorie - bei den hier vorgestellten Modellen CAT IV bis 1000 Volt - für den Anwender eine entsprechende Sicherheit beim Arbeiten an allen hierin eingeschlossenen Anlagen.

Fazit: Heute gibt es keine vernünftigen Gründe mehr, sehr antiquierte und in vielen Fällen eben auch potentiell gefährliche Prüfgerätschaften einzusetzen. Moderne kontaktlose Spannungsprüfer sind ihren Vorläufern mit einpoliger metallischer Prüfspitze in sämtlichen Belangen deutlich überlegen. Ihr günstiger Anschaffungspreis (ab rund 20 Euro für Einstiegs-modelle), macht sie zwischenzeitlich für jedermann erschwinglich; selbst für Hobbybastler. Für Elektro-fachkräfte und alle Servicetechniker sind sie ohnehin unentbehrliche Hilfsmittel, die in der täglichen Praxis nicht mehr wegzudenken sind.

Ihre Grenzen liegen lediglich bei sehr dicht gepackten Leitungsbündeln und auch sogenannten Leer- oder Blindspannungen, wie sie durch kapazitive oder induktive Einkoppelungen benachbarter, spannungs-führender Leitungen entstehen können. Hier ist allerdings dann festzuhalten, dass eben speziell auch derartige Blindspannungen zuverlässig erkannt und signalisiert werden. Mittels Verwendung eines zweipoligen Spannungsprüfers mit zuschaltbarer Last, muss dann eine sichere Beurteilung erfolgen, ob es sich um eine harmlose Blindspannung handelt, oder tatsächlich eine gefährliche Spannung anliegt.  

Kombimodelle mit integriertem IR-Thermometer oder Laser-Distanzmessfunktion können oftmals entsprechende separate Messgeräte ersetzen. Sie sparen Platz und sind immer schnell zur Hand, wenn sie benötigt werden.

Durch die enorm einfache, im Grunde selbsterklärende Bedienung kontaktloser Spannungsprüfer und deren weitgehende Sicherheit gegen Falschanwendung, ist ein „Übersehen“ spannungsführender Leitungen und Anlagenteile praktisch nicht mehr möglich. Eine integrierte Selbsttestfunktion gewährleistet zudem die Sicherheit, stets mit einem korrekt funktionierenden Prüfgerät zu arbeiten.

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